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Die Potenzierung von Arzneien in der Homöopathie - Fakten und Meinungen in der DiskussionÜber kein Thema die Homöopathie
betreffend streiten ihre Gegner und Befürworter so viel und so
emotional wie über die Wirksamkeit von Hochpotenzen. Diesen Streit
kann man ohne große Mühe 150 Jahre zurück verfolgen,
nur damals wurde die Wirksamkeit der Hochpotenzen erstaunlicherweise
weniger mit der Wirksamkeit der Homöopathie gleichgesetzt. Das
mag daran liegen, daß die homöopathische Behandlung ohne
Hochpotenzen damals noch bekannter und gängiger war.
Was ist Potenzierung?Hahnemann entwickelte ein eigenes Verfahren zur
Herstellung von Arzneimitteln und führte dieses nach jahrelangen
Experimenten in die Homöopathie ein. Die genaue Beschreibung der
Zubereitung kann man in seinem Organon der Heilkunst, §§ 270
ff, nachlesen.
Die Verdünnung erfolgt mit den arzneilich neutralen Substanzen Alkohol oder Milchzucker. Bei der ersten Verdünnungsstufe (z. B. im Verhältnis 1:100) wird 1 Teil des Arzneistoffs mit 100 Teilen Milchzucker oder Alkohol verschüttelt bzw. verrieben, das Ergebnis ist die C1. Dann wird im selben Verhältnis weiter verdünnt, d. h. 1 Teil dieser C1 wird mit 100 Teilen Milchzucker bzw. Alkohol verrieben bzw. verschüttelt, so bekommt man die C2 usw.. Schon bei der C3 ist nur noch ein Millionstel der Ausgangssubstanz enthalten. Jenseits der statistischen Nachweisgrenze (Gesetz von Avogadro), also ca. ab der C12, ist keine Materie mehr in den Arzneien enthalten (dazu mehr weiter unten im Text). Hahnemann bezeichnete so hergestellte Arzneien deshalb auch als "geistartig" oder "dynamisch" (modern ausgedrückt energetisch), die Potenzierung wurde auch "Dynamisation" genannt. Es gibt in der klassischen Homöopathie drei verschiedene Verfahren
zur Potenzierung mit je unterschiedlichen Verdünnungsschritten:
Hahnemann hatte anfangs das Problem, daß bei der homöopathischen Anwendung von Arzneien vor einer Heilung oft unangenehme Reaktionen auftraten, insbesondere bei Stoffen, die sehr giftig sind wie z. B. die Tollkirsche Atropa belladonna. Er trat dem zunächst damit entgegen, daß er die Arzneien verdünnte, wobei sie jedoch immer mehr an Wirksamkeit verloren. Um dieses Problem zu lösen, experimentierte er so lange, bis er die Potenzierung entdeckte. Hahnemann konnte beobachten, daß die Arzneien auf solche Weise zubereitet keine so starken Reaktionen hervorriefen und zudem eine ungleich höhere Wirksamkeit entfalteten als in roher Form. Er machte die Erfahrung, daß selbst Stoffe, die normalerweise keine große Arzneikraft besitzen, zu arzneilich hochwirksamen Mitteln wurden - wie z. B. das Kochsalz, verschiedene Metalle, Graphit, Kalk... . Häufiges MißverständnisAuch bezüglich der Anwendung der potenzierten
Mittel gibt es einige Mißverständnisse. Sie werden im allgemeinen
Sprachgebrauch "homöopathische Mittel" genannt. Diese
Bezeichnung ist eigentlich falsch, und sie führt zu Mißverständnissen.
So denken viele, sie würden homöopathisch behandelt, wenn
sie eine potenzierte Arznei oder ein Komplexmittel erhalten, die nicht
individuell nach der Gesamtheit der Symptome verordnet sind, sondern
nach ganz anderen Kriterien. Erst durch die Verschreibung nach dem
Ähnlichkeitsgesetz wird eine Arznei zu einem homöopathischen
(= ähnlichen) Mittel für eine Krankheit. Erst dann, wenn
die Arznei auch nach den Regeln der Homöopathie Hahnemanns angewendet
wird. Wenn man es ganz genau nimmt, so ist eine Arznei ist erst dann
wirklich homöopathisch, wenn sie ähnlich genug zur Krankheit
des Patienten ist, um diese zu heilen. Nur wenn die bestehenden Symptome
der Krankheit den Symptomen ähnlich sind, die durch diese Arznei
bei einem gesunden Menschen hervorgerufen werden können, kann man
eine heilende Wirkung erwarten. Eine potenzierte Arznei ist keinesfalls mit einer homöopathischen Arznei gleichzusetzen. ErfahrungenViele Homöopathen sind im Laufe der Zeit durch
eigene Erlebnisse zur Homöopathie gekommen. Diskussionen um die WirksamkeitAm Thema der Potenzierung entzünden sich die Gemüter
schon seit deren Entstehung im 19. Jahrhundert. Die Diskussion darüber
wird meist sehr emotional und ohne die eigentlich gebotene nüchterne
Wissenschaftlichkeit geführt - verständlich nur insofern,
als es auf den ersten Blick nicht besonders plausibel erscheint, daß
funktionieren könnte, was die Homöopathie von der Potenzierung
behauptet.
Doch mit bloßem Plausibilitätsdenken hat man in der Wissenschaft schon oft genug zu kurz gedacht! Man macht es sich leicht und handelt überdies unwissenschaftlich, wenn man sich damit begnügt, einfach nur darauf hinzuweisen, daß in den Arzneien kein Wirkstoff mehr nachweisbar ist, um die angebliche Unwirksamkeit der Homöopathie zu begründen. Das setzt die (meist selbstverständliche, fest im Weltbild verankerte) Annahme voraus, Arzneien könnten prinzipiell nur durch materielle Wirkstoffe wirksam sein. Diese Annahme wird nicht in Frage gestellt, doch genau genommen ist das ein Glaube, den wir durch das, was wir kennen, gewohnt sind. Das ist jedoch keineswegs ein Beweis! Die Gegner der Homöopathie behaupten gerne, man
könnte genauso gut einen Tropfen eines homöopathischen Mittels
in den Bodensee werfen und dann dieses Wasser trinken wie ein homöopathisches
Mittel einzunehmen. Das klingt zunächst plausibel. Was würde
geschehen, wenn nun die Erfahrung dagegen sprechen würde? Wenn
die Erfahrung beweisen würde, daß es funktioniert?
An dieser Stelle eine persönliche Bemerkung: Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich als Biologie-Student vor fast 20 Jahren über Homöopathie gedacht habe, als ich während einer Diskussion hörte, daß in von Homöopathen verwendeten Medikamenten keinerlei Wirkstoff mehr enthalten sei. Damit war die Diskussion damals für mich beendet. Ich kann mich erinnern, wie empört ich war, und obwohl ich kaum etwas über die Homöopathie wußte, war damit alles, was damit zusammenhing, disqualifiziert. Vielleicht hätte es mir damals geholfen zu erfahren, daß die Homöopathie nicht prinzipiell vom Verfahren der Potenzierung abhängig ist, wie die geschichtliche Entwicklung zeigt: die Homöopathie gab es schon, als Hahnemann das Herstellungsverfahren der Potenzierung in die Homöopathie einführte. Man muß leider feststellen, daß die meisten Diskussionen um die Wirksamkeit der Homöopathie dabei stehen bleiben, darüber zu streiten, ob potenzierte Arzneien eine Wirkung auf den menschlichen Körper haben können oder nicht - über die Prinzipien der Homöopathie wird gar nicht erst diskutiert. So passiert es, daß die Homöopathie mit der Anwendung potenzierter Arzneien gleichgesetzt wird. Das hat selbstverständlich erheblichen Einfluss auf die Art der Untersuchung der Homöopathie durch Studien usw. Denn es wird dabei leider selten differenziert, ob wirklich nach homöopathischen Prinzipien behandelt wurde oder nicht - Hauptsache, die Arzneien sind potenziert und es steht "homöopathisches Arzneimittel" drauf? Sehr viele heute selbstverständliche wissenschaftliche Wahrheiten waren anfangs nur durch Experimente darstellbar. Sie wurden zunächst abgelehnt, weil sie mit den zur Verfügung stehenden theoretischen Grundlagen noch nicht zu verstehen waren. Doch daß man etwas nicht verstehen kann, beweist nichts, und schon Hahnemann hat ausdrücklich von seinen Kritikern verlangt, seine Erfahrungen und Gedanken zu diesen im Experiment nachzuvollziehen und beliebig oft zu reproduzieren, um seine gewonnenen Erfahrungen entweder zu widerlegen oder zu bestätigen (siehe u. a. Nota bene...). Übrigens können die Arzneimittelprüfungen am Gesunden aus Hahnemanns Zeit heute noch reproduziert werden, sofern man sie mit der nötigen Sachkenntnis durchführt, auch immer wieder neue Arzneien werden an Gesunden geprüft (siehe FAQ). Wenn man so etwas selbst nachmachen will, um die Unwirksamkeit der Homöopathie zu beweisen, so sollte man die Vorgehensweise in der Literatur Hahnemanns studieren oder erfahrene Homöopathen dazu befragen. Im Gegensatz zum Ähnlichkeitsgesetz ist die Potenzierung der Arzneien also kein unerläßlicher Bestandteil der Homöopathie - das wissen die allermeisten Kritiker leider nicht, obwohl es eine einfache historische Tatsache ist. Die Methode ist grundsätzlich auch mit unpotenzierten Arzneien wirksam - sofern ihre Wirkungen der Krankheit ähnlich sind. So wurde in der Anfangszeit der Homöopathie noch ohne die Potenzierung von Arzneimitteln gearbeitet, z. B. war es möglich, Malaria mit der Chinarinde in nicht potenzierter Urtinktur zu heilen, wenn die Malariasymptome den China-Symptomen ähnlich waren - allerdings oft mit noch zu starken Reaktionen auf die Arznei. Einen Fall von Hahnemann finden Sie auch bei den Fallgeschichten, wo er einer Wäscherin einen Tropfen Zaunrebensaft (Bryonia alba) verabreicht. Hahnemann beschreibt 1796 in seinem Artikel
in Hufelands Journal (der damals bedeutendsten Medizin-Zeitschrift,
die von dem berühmten Arzt C. W. Hufeland herausgegeben wurde),
seine neue Methode der Arzneifindung - mit zahlreichen Beispielen versehen.
Die Methode der Potenzierung ist hier noch nicht entwickelt, auch wenn
Hahnemann zu dieser Zeit schon anfing, Arzneien immer stärker zu
verdünnen, um die teilweise starken Reaktionen auf die rohen Arzneistoffe
abzumildern. So wäre die Homöopathie als erfahrungswissenschaftliche
Methode selbst dann noch nicht widerlegt, wenn die Potenzierung sich
als unwirksam herausstellen würde, das für die Homöopathie
grundlegende Ähnlichkeitsgesetz wird davon nicht berührt. Die Diskussion um die Wirksamkeit von potenzierten
Arzneien spielt freilich in der täglichen Praxis von Homöopathen
keine allzu große Rolle - sie erleben den Beweis dafür oft
und genug, und sie sind gewohnt, die Arzneiwirkungen genau einschätzen
zu müssen, dazu gehört auch die Unterscheidung von Placeboeffekten
zu echten Arzneiwirkungen. Samuel Hahnemann selbst soll am Schluß zu Wort kommen, er sagt zur Potenzierung, die manche auch fälschlicherweise Verdünnung der Verschüttelung nennen, im Jahr 1835 (in Bezug auf die Wirksamkeit der C30, einer potenzierten Arznei, die keinen materiellen Wirkstoff mehr enthalten kann):
Quellen: Anmerkung: |
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