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Arzneimittel in der Homöopathie
Würzburg (dpa) - Die Würzburger Universität hat
Arnika zur "Arzneipflanze des Jahres 2001" erklärt. Ein Studienkreis am Institut
für Geschichte der Medizin wolle damit die große Bedeutung der Heilpflanze in
der Medizin würdigen, teilte die Universität mit. So würden Blüten der Pflanze
in der Medizin erfolgreich zur Behandlung von Prellungen oder rheumatischen Beschwerden
eingesetzt. Auch bei Quetschungen, Furunkelbildungen, nach Insektenstichen sowie
bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum werde der in der Arnika-Blüte enthaltene
Wirkstoff angewandt, betonen die Medizin-Historiker. Allerdings gingen Wissenschaftler
davon aus, dass die Heilwirkungen der Arnika-Pflanze noch bei weitem nicht ausgeschöpft
seien.
Die Homöopathie allerdings kennt diese
Wirkungen und viele mehr spätestens seit den Arzneimittelprüfungen
Hahnemanns, der fast 600 Symptome von Arnika aufzeichnete. Solche fast
200 Jahre alten Mittelbeschreibungen - wie auch die Prinzipien der Homöpathie,
haben bis heute ihre Gültigkeit bewahrt, so wie auch diejenigen der
traditionellen Chinesischen Medizin seit über 3000 Jahren unverändert
bestehen. Hier finden Sie Informationen über Arzneimittelprüfungen
im allgemeinen und am Beispiel der Arnika.
Zuckerperlen statt Operation
Wenn Sie ein Beispiel für die Wirkung von Arnica sehen möchten:
beim ZDF "Heute online"
gibt es online ein Video von der Behandlung einer Hirnblutung bei einem
Säugling in einer Münchner Kinderklinik mit Arnica montana.
16.02.2018: Leider ist das Video in der Mediathek nicht
mehr verfügbar. Ich habe Dr. Sigrid Kruse angeschrieben, ob ihr
das Video evtl. noch zugänglich ist, habe jedoch leider keine Antwort
von ihr erhalten.
Allgemeines zur Einführung:
Was ist ein Arzneimittel- bild?
Ein Arzneimittelbild ist eine Sammlung der Symptome, die eine Arznei
bei einem Gesunden bei längerer Einnahme bzw. besonderer Empfindlichkeit
hervorrufen kann. Ein genaues Bild über die möglichen Wirkungen
einer Arznei auf den menschlichen Organismus erhält man durch sogenannte
Arzneimittelprüfungen. Dabei wird die Arznei von zahlreichen Prüfern
eingenommen, die sämtliche auftretenden Symptome genau protokollieren,
um ein möglichst vollständiges Bild der Wirkungen zu erhalten.
Oft sind und waren die Prüfer selbst Homöopathen. Die Ergebnisse
nach Ausschluß unsicherer Symptome ergeben in ihrer Gesamtheit
das jeweils typische Arzneimittelbild. Die Homöopathie ist übrigens
die einzige Heilweise, welche Pflanzen, Mineralien, Metalle, Tiergifte
und andere Stoffe vor der medizinischen Anwendung einer Arzneimittelprüfung
an gesunden Menschen unterzieht.
Natrium muriaticum und Aconit waren die ersten Mittel,
die ich am eigenen Körper versuchte, und die gewonnenen Resultate
so überzeugend, dass ich jedem Kollegen, der nicht seine Ursachen
hat, die Wahrheit zu scheuen, den freundlichen Rath geben muss,
durch ähnliche Prüfungen sich das Recht zu erwerben, über Arzneimittel
und Heilprincipe ein Urtheil abzugeben – natürlich muss er mit
vorurtheilsfreiem Sinne, mit reiner Wahrheitsliebe an ein so wichtiges
Werk gehen und, wenn ihn dann die Lästerzunge sticht, sich’s zum
Troste sagen : „es seien nicht die schlechtesten Früchte, woran
die Wespen nagen.“ Dies die Gründe, die mich bestimmten, mich
den wackeren ehrenwerthen Arzneiprüfern anzuschliessen.
Prof. Joseph von Zlatarovich, 1847, aus dem Vorwort zur Arzneimittelprüfung
von Bryonia alba
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Welche Krankheiten kann eine Arznei heilen?
Man kann durch eine Prüfung sehr differenziert beurteilen, welche
Wirkungen die Arznei auf den menschlichen Organismus auszuüben
im Stande ist und hat demnach auch ein sehr genaues Bild von ihrer Heilkraft.
Jede Arznei ist fähig, die Krankheiten zu heilen, deren Symptome
sie auch bei Gesunden hervorbringen kann (Ähnliches wird durch
Ähnliches geheilt, siehe auch unter FAQ).
Hahnemann verlangte eine genaue Kenntnis der krankmachenden Wirkungen
einer Arznei auf gesunde Menschen, b e v o r sie auch bei Kranken
zur Anwendung kommen durfte.
"Also genau, sorgfältig genau, müssen
die Arzneien, von denen Leben und Tod, Krankheit und Gesundheit der
Menschen abhängen, von einander unterschieden und deßhalb durch sorgfältige,
reine Versuche auf ihre Kräfte und wahren Wirkungen im gesunden Körper
geprüft werden, um sie genau kennen zu lernen und bei ihrem Gebrauche
in Krankheiten jeden Fehlgriff vermeiden zu können, indem nur eine
treffende Wahl derselben das größte der irdischen Güter, Wohlseyn
Leibes und der Seele, bald und dauerhaft wiederbringen kann."
(Samuel Hahnemann in Organon §120).
Ein Beispiel: Arnica montana (Bergwohlverleih)
Arnica montana ist eine Pflanze, die bereits lange vor der Homöopathie
als Hausmittel bei bestimmten Verletzungen eingesetzt wurde (daher auch
ihr Name "Wohlverleih" oder "Fallkraut"). Hahnemann war jedoch der Erste,
der ihre Wirkungen auf den menschlichen Organismus systematisch erfassen
konnte.
Ein umfassendes Arzneimittelbild von Arnica montana wurde erstmals in
der "Reinen Arzneimittellehre" Hahnemanns veröffentlicht , deren
6 Bände in erster Auflage von 1811 bis 1821 erschienen (er stellte
es 1805 auch schon in einer Vorstufe dazu dar). Die hier aufgezeichneten
Symptome gelten bis heute als sehr zuverlässig und lassen sich
durch heutzutage erneut durchgeführte Arzneimittelprüfungen
jederzeit bestätigen!
In seiner "Reinen Arzneimittellehre", 3. Auflage, die
auch heute noch erhältlich ist, findet man 592 Symptome von Arnica.
Bis heute sind durch spätere Prüfungen und durch die klinische
Erfahrung noch viel mehr bekannt. Die folgende Darstellung soll einen repräsentativen
Eindruck vermitteln, wie ein homöopathisches Arzneimittelbild überhaupt
aussehen kann.
Wichtige Anmerkung:
Die Darstellung eines Arzneimittelbildes an dieser Stelle soll dem
allgemeinen Verständnis für die Homöopathie dienen
und will in keiner Weise eine Anleitung zur Selbstbehandlung geben!
Arzneimittelbild von Arnica montana (Bergwohlverleih)
Arnica wächst in gebirgigen Gegenden, wo es häufig
als Hausmittel zur Behandlung von Verletzungen durch Stürze usw.
eingesetzt wurde, also erstaunlicherweise genau dort, wo es auch häufig
gebraucht wird. Hahnemann war durch die traditionelle Anwendung von
Arnica in Umschlägen, Aufgüssen... auf diese Arznei aufmerksam
geworden und unterzog sie einer Arzneimittelprüfung. Letztlich
ist es also sein Verdienst, das Mittel der Wissenschaft durch Prüfung
am Gesunden zugänglich gemacht zu haben.
Die Prüfungen bestätigten den traditionellen Gebrauch dieser Pflanze.
Darüber hinaus wurden durch die bei gesunden Prüfern hervorgebrachten
Symptome noch weitere Anwendungsmöglichkeiten sichtbar. So wurde Arnica in
der Homöopathie des 19. Jahrhunderts z. B. auch erfolgreich zur Heilung von
Typhus und Gicht eingesetzt.
Es ist das Hauptmittel der Homöopathie bei traumatischen Verletzungen
wie Quetschungen und ihren Folgen, Verstauchungen, Prellungen, Gehirnerschütterungen,
Schlägen und Stürzen, Leiden durch Stöße auf den
Magen oder andere Eingeweide. Auch wenn lange zurückliegende Unfälle
die gegenwärtigen Probleme verursachen, ist Arnica oft angezeigt,
doch natürlich nur dann, wenn die Symptome des Patienten ähnlich
den Symptomen von Arnica sind. Für Verletzungen mit Fleischwunden
sind andere Mittel angezeigt, Arnica sollte auch nie äußerlich
bei offenen Wunden angewendet werden.
Einige typische Symptome und Wirkungen von Arnica:
"Zerschlagenheitsgefühl; fühlt sich am ganzen Körper
wie zerschlagen". "Alles, worauf er liegt, scheint ihm zu hart, muß
die Lage ändern, um Erleichterung zu finden". "Der Kopf oder das
Gesicht ist heiß, während der übrige Körper kühl
ist". "Fürchtet Berührung oder Annäherung, von wem auch
immer".
Es hat eine ausgeprägte Wirkung auf das Blut und die Blutgefäße,
beeinflußt das venöse System. Es wirkt auf die Nerven, auf
Muskeln und auf die Verdauungsorgane. Schwellungen in verschiedensten
Körperteilen, die einer Verletzung folgen, sind durch Arnica geheilt
worden. Oft verbunden mit Verletzungen sind Hämorrhagien (lat.:
Blutungen), und Arnica heilt Hämorrhagien unterschiedlicher Art:
Erweiterung und Ruptur (lat.: zerreißen) kleiner Blutgefäße,
Einblutungen in die Bindehaut des Auges wie z. B. bei einem Keuchhustenanfall,
Einblutungen in die Gewebe innerer Organe oder in die Haut nach Verletzungen,
blutige Streifen in Erbrochenem oder in Hustenauswurf.
Einzelsymptome von Arnica:
Sagt trotz schwerer Krankheit, ihm fehle nichts. Möchte allein
gelassen werden.
Bewußtlosigkeit: wenn er angesprochen wird, antwortet er richtig,
wird aber sofort wieder bewußtlos (bei Typhus).
Nach geistiger Überanstrengung oder Schock.
Zerstreutheit des Geistes.
Die Kopfhaut fühlt sich an wie zusammengezogen.
Kalte Stelle an der Stirn.
Dumpfheit des Gehörs nach Gehirnerschütterung.
Mund trocken mit Durst. Bitterer Geschmack. Stinkender Atem. Geschmack
wie von faulen Eiern.
Schmerzhaftigkeit des Zahnfleisches nach Zahnextraktion.
Gesicht eingefallen, sehr rot. Herpes im Gesicht. Aufgesprungene brennende
Lippen.
Gefühl im Magen als ob dieser an die Rückenwirbel gedrückt
würde.
Verlangen nach Essig und Saurem. Abneigung gegen Milch und Fleisch.
Erbrechen dunklen, geronnenen Blutes. Nach Trinken Erbrechen des Genossenen.
Magenkrämpfe. Vollheitsgefühl im Magen.
Quälende Blähungen. Durchfall nachts. Durchfall mit Darmkrämpfen.
Unwillkürlicher Stuhlabgang nachts im Schlaf.
Harnverhaltung nach körperlicher Überanstrengung.
Die Blase fühlt sich voll und wund an.
Blut im Urin aufgrund mechanischer Ursachen.
Nachwehen, die beim Stillen wiederkommen. Menses zu früh.
Wundheit der Brustwarzen. Zerschlagenheitsschmerz und Zusammenpressen
in der Brust. Stiche in der Brust beim Husten, von Bewegung verschlimmert,
durch äußeren Druck gebessert.
Husten, welcher Zerschlagenheitsgefühl in allen Rippen erzeugt.
Zerschlagenheitsschmerz in Rücken und Kreuz.
Arnica wirkt besonders auf die linke obere und die rechte untere Extremität.
Schmerz in den Gelenken wie verrenkt.
Verrenkschmerz in Armen und Handgelenken.
Gliederreißen mit Unruhe nach Erkältung.
Aufgetriebene Adern an den Händen.
Brennen an äußerlich sich kalt anfühlenden Körperstellen.
Jucken, welches über den Körper von Ort zu Ort wandert, bei
Kratzen an einer Stelle verschwindet das Jucken da und tritt an anderer
Stelle wieder auf.
Schwarze und blaue Flecken der Haut. Gelb-grüne Flecken der Haut
entweder nach Prellungen oder durch Krankheit.
Blaue Decubiti (Wundliegen).
Kleine Furunkel fühlen sich wund und zerschlagen an.
Schlaf mit Phantasieren. Tagsüber schläfrig ohne schlafen
zu können.
Abendlicher Frost wie mit kaltem Wasser übergossen.
Frieren beim geringsten Heben der Bettdecke.
Während des Fiebers sind Kopf und obere Körperteile heiß
und der restliche Körper ist kalt.
Alle Beschwerden sind abends und nachts schlimmer. Ebenso können
sich sämtliche Beschwerden verschlimmern durch Berührung,
durch Geistesanstrengung, durch Kaltwerden, von körperlicher Anstrengung,
in der Wärme, von Liegen auf der linken Seite, nach dem Schlaf,
in feucht-kaltem Wetter, nach chirugischen Eingriffen.
Besserung aller Beschwerden durch Hinlegen mit dem Kopf tief oder ausgestrecktes
Liegen, in der Ruhe, durch Reiben.
Dies war nur ein kurzer, aus verschiedenen Arzneimittellehren
zusammengestellter Überblick. Sicherlich ist Ihnen aufgefallen,
daß das Mittel auf fast alle Körperregionen eine Wirkung
haben kann. Das verhält sich bei anderen Arzneien genauso, und
wenn man die ersten so genannten Arzneimittelbilder liest, ist es sehr
schwer, sie voneinander zu unterscheiden. Es ist klar, daß kein
Mensch sämtliche Symptome eines Mittels auf einmal haben könnte,
wenn er krank ist, d. h. der in der Auswertung von geschilderten Symptomen
geübte Homöopath muß in der Lage sein, aus den Symptomen,
mit welchen eine kranke Person kommt, auf die richtige Arznei zu schließen.
Wenn Sie sich die vollständigen Prüfungssymptome
aus Hahnemanns Arzneimittellehre ansehen wollen, dann können Sie
dies hier tun: http://www.globerep.de/images/ha/ra/b1/a3/ha_ra_b1_a3_s469.htm
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