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Hahnemann: Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen (erschienen 1796 in Hufelands Journal)Zusammenfassung der wichtigsten Textstellen. Bisherige Methoden, Arzneiwirkungen zu erforschen Bisherige Methoden, Arzneiwirkungen zu erforschen: ...
Wo auch die Chemie nicht direkte die Heilkräfte angeben kann, thut sie ´s
doch indirekte, wenn sie die aus Mischungen entstehende Unkräftigkeit vor
sich wirksamer Arzneien, oder die Schädlichkeit der Vermischung vor sich
unschuldiger Mittel anzeigt... . ... Es bleibt uns nichts, als die Erfahrung am menschlichen
Körper übrig. Aber welche Erfahrung? Die ungefähre, oder die
geflissentliche? ... ... so möchte es vor der Hand gar nicht nöthig seyn, den Arzneivorrath in der Zahl zu vermehren. Sehr wahrscheinlich lieget in den schon vorhandnen alle (oder doch beinahe alle) die Hülfe, die uns noch gebricht. ... Bisherige Methoden zur Verordnung von ArzneienWenn ich mich nicht irre, so hat die praktische Arzneikunde gewöhnlich drei Wege eingeschlagen, um den Beschwerden des menschlichen Körpers Heilmittel anzupassen. ... ... Der erste Weg, die Grundursachen der Uebel hinwegzunehmen oder zu zerstören, war der erhabenste, den sie betreten konnte. Alles Dichten und Trachten der besten Aerzte in allen Jahrhunderten ging auf diesen, der Würde der Kunst angemessensten Zweck. Es blieb aber immer, um mich eines spagyrischen Ausdrucks zu bedienen, bei Partikularen; den großen Stein, die Kenntniß der Grundursachen aller Krankheiten, erlangten sie nie. ... ... Auf dem zweiten Wege suchten sie die vorhandnen
Symptomen durch Arzneien zu unterdrücken, die eine gegenseitige
Veränderung hervorbringen, z. B. Verstopfung des Leibes durch Abführungsmittel,
– entzündetes Blut durch Aderlässe, Kälte, Salpeter, – Säure
im Magen durch Alkalien, – Schmerzen durch Mohnsaft. ... ... Doch ich brauche als Warner hier nicht allein zu stehen.
Die bessern, einsichtsvollern und gewissenhaftern Aerzte haben in chronischen
und ins Chronische ausartenden akuten Krankheiten von Zeit zu Zeit (auf einem
dritten Wege) nach Mitteln gegriffen, die nicht die Symptomen vermänteln
sollten, sondern die das Uebel aus dem Grund hüben, mit einem Worte, nach
spezifischen Mitteln; das wünschenswertheste, löblichste Beginnen,
was sich nur denken läßt. Sie versuchten so z. B. die Arnika in der
Ruhr, und fanden sie in einigen Fällen spezifisch hülfreich. Neue Wege zur Erforschung von Arzneimittelwirkungen... Die Wirkungen der Heilmittel zu erforschen, um sie den Körperbeschwerden anzupassen, sollte man so wenig wie möglich sich auf den Zufall verlassen, sondern so rationell und geflissentlich zu Werke gehen als nur möglich. Wir haben gesehn, daß zu letzterm Behufe die Beihülfe der Chemie noch mangelhaft ist und mit Behutsamkeit zu Rathe gezogen werden muß ... ... Es bleibt uns nichts übrig, als die zu erforschenden Arzneien am menschlichen Körper selbst zu versuchen. Diese Nothwendigkeit sahe man zu allen Zeiten ein, aber man betrat gewöhnlich den falschen Weg, indem man sie blos, wie oben gedacht, empirisch und auf Gerathewohl gleich in Krankheiten anwendete. ... ... Der wahre Arzt, den die Vervollkommnung seiner Kunst am
Herzen liegt, kann keine andern Nachrichten von Arzneien brauchen, als: Vorschlag für ein neues Prinzip zur Verordnung von Arzneien... Weil es aber dann doch wohl noch an einem Schlüssel fehlen möchte, so bin ich hier vielleicht so glücklich, das Prinzip darzulegen, nach welchem man zu Werke gehen könnte, um zur Ausfüllung der Lücken in der Heilkunde und zu ihrer Vervollkommnung allmählig für jedes, vorzüglich chronisches Uebel ein passendes spezifisches ... Heilmittel aus dem bisher bekannten (und dem noch unbekannten) Arzneivorrathe nach Gründen heraus zu finden und nach Gründen anzupassen. Es beruht ungefähr auf Folgendem: Jedes wirksame Arzneimittel erregt im menschlichen Körper eine Art von eigner Krankheit , eine desto eigenthümlichere, ausgezeichnetere und heftigere Krankheit, je wirksamer die Arznei ist. *)
Man ahme der Natur nach, welche zuweilen eine chronische Krankheit durch eine andre hinzukommende heilt, und wende in der zu heilenden (vorzüglich chronischen) Krankheit dasjenige Arzneimittel an, welches eine andre, möglichst ähnliche, künstliche Krankheit zu erregen im Stande ist, und jene wird geheilet werden; Similia similibus. ... ... Dieser Satz hat, ich gestehe es, so sehr das Ansehn einer unfruchtbaren, analytischen, allgemeinen Formel, daß ich eilen muß, ihn synthetisch zu erläutern. Vorerst aber noch einige Erinnerungen. ... ... Nach diesen Vorerinnerungen gehe ich fort, meinen Grundsatz, daß man, um die wahren Heilkräfte einer Arznei für chronische Krankheiten auszufinden, auf die spezifische künstliche Krankheit sehen müsse, die sie im menschlichen Körper zu erregen pflegt, um sie dann einer sehr ähnlichen kränklichen Körperverfassung anzupassen, die gehoben werden soll – durch Beispiele zu erläutern. Auch der sehr ähnliche Satz, daß man, um gewisse, chronische Krankheiten gründlich zu heben, sich nach Arzneien umsehen müsse, die eine ähnliche, am besten sehr ähnliche, Krankheit im menschlichen Körper zu erregen pflegen – wird dadurch ins Licht gesetzt werden. ... Kommentar: © Copyright: photo of Hahnemann - H.I. |
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