Praxis für Homöopathie
Thomas Mickler
Heilpraktiker
Aktienstr. 175
D-45473 Mülheim an der Ruhr

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- Schweinepest
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Dr. med. Pierre Schmidt
Kleine Dosen - Große Resultate! Homöopathie für Tiere

1) Schweinepest in einer Schweinezucht von 120 Tieren


TEIL I (S. 221-226)

Pierre SchmidtEiner meiner alten Schulfreunde, Dr. Ferreol, ein Tierarzt, hatte von der mysteriösen Homöopathie gehört. Eines Tages trafen wir uns zufällig. "Was ist Homöopathie nun wirklich?" fragte er mich. "Ist es eine seriöse Methode?" "Seriös!" antwortete ich, "das ist gar keine Frage: es ist eine Methode, die Krankheiten heilt, die entsprechend einem Gesetz heilbar sind, und dies mit Mitteln, die den Patienten nicht vergiften." "Aber", sagte er zu mir, "das mag ja alles sehr gut für die Menschen sein, denen man alles glauben machen kann, was man sich wünscht, aber können diese unendlich kleinen Dosen überhaupt irgendeine Wirkung auf Tiere haben? "Es ist absolut einfach", reagierte ich, "keine Theorien, sondern Fakten; zuerst Resultate und dann können wir danach darüber diskutieren!"

Gerade zu dieser Zeit hatte er eine Reihe Fälle, die ihn sehr viel beschäftigten. Es ging um eine Epidemie von Schweinepest in einer Schweinezucht von mehr als hundertzwanzig Tieren. Viele waren bereits gestorben. Als er am 30. Januar 1928 dringend gerufen wurde, machte er eine Autopsie bei einem Schwein, das gerade unter Konvulsionen gestorben war. Er fand eine hämorrhagische Gastroenteritis mit Entzündung der Peyerschen Plaques und der mesenterialen Drüsen, eine hämorrhagische Nephritis und vor allem den Läsionen am Endokard und Myokard, die ihn ermöglichten, die chronische Form von Schweinepest (Rouget du Porc) zu diagnostizieren.

Das Fehlen eines Erythems ließ an die "weiße Schweinepest" denken. Bakteriologische Analysen bestätigten die Diagnose durch das Vorhandensein des Bazillus rhusiopathiae suis.

Wenn eine Schweinezucht angesteckt wird, macht man mit allen Schweinen als Präventivmaßnahme eine Serumtherapie, nicht nur mit der kleinen Zahl der Angesteckten. Das war der Grund dafür, daß er am 4. Februar damit begann, die Tiere mit dem passenden Serum, das er vom Bundesinstitut der Hygiene in Bern erhalten hatte, vollständig zu immunisieren. Acht bis fünfzig Mililiter des Serums wurden jedem Tier in Abhängigkeit vom Gewicht injiziert. Resultat: Zwei Tage später fand man acht Schweine neu infiziert und klonische Krämpfe zeigend. Ein Aderlaß am Ohr wurde angeordnet, um die Kongestion in den Nervenzentren zu verringern. Ferreol beobachtete, daß das Blut der Tiere mit Konvulsionen nicht sofort, sondern erst nach einigen Sekunden floß, was seine Diagnose einer chronischen Form der Schweinepest bestätigte, deren Haupterscheinung die Endokarditis ist. Die Symptome besserten sich nach dem Bluten und er wartete die Effekte seiner Immunisierung ab. Zwei Tage später wurde dringend nach ihm geschickt und er fand den Schweinehüter verwirrt, seinen Säbel in der Hand, bereit, die acht Tiere zu töten, von denen wir gesprochen haben. Alle acht Tiere hatten wieder Konvulsionen. Ein anderes Schwein, fünfzig Kilo schwer, ein neuer Fall, kämpfte sich in den Durchgang, lag dann auf dem Rücken und verharrte dort zwei Stunden mit einem Opisthotonus.

Der Eigentümer hatte das Vertrauen verloren und rief insgeheim nach einem anderen Tierarzt, der die Diagnose bestätigte und entschieden erklärte, daß die Fälle verloren wären, alle Behandlung hoffnungslos sei. Es gäbe nur die einzige Möglichkeit, die Kehlen aller kranken Tiere so bald wie möglich durchzuschneiden. Das war die Situation!

Es war eine Infektion durch ein bestimmtes Bakterium; die Diagnose war zweifellos klar. Die Behandlung war entsprechend modernem Wissen über diesen Zustand durchgeführt worden, und die Resultate waren vollständig negativ. Die Beurteilung war nur noch eine Formsache: man mußte diese Tiere opfern, da die Wissenschaft sie für unheilbar erklärte.

Ah! Wir können uns hier den klassischen Satz von Hahnemann in Erinnerung rufen: "Wenn es um die geheiligte Kunst des Heilens geht, so ist es ein Verbrechen, sich zu weigern dazuzulernen"!

Es ging hier nicht um das Leben von Menschen, sondern um das von Tieren, welches gerettet werden mußte, weil der finanzielle Verlust groß gewesen wäre. Die Aufzucht all dieser jungen Tiere hatte sehr viel gekostet und jetzt war es notwendig, sie zu schlachten, obgleich sie noch zu jung für den Metzger waren. Die Infektion hatte sich auf diese neun neuen Fälle ausgeweitet und andere würden folgen. Sie können sich den Gemütszustand des Eigentümers und des Angestellten sicher vorstellen. Es waren diese Fälle, die Dr. Ferreol mir unterbreitete, um ihm den Wert der Homöopathie zu beweisen. Ich nahm die Herausforderung an.

Die Symptome waren dann:

  1. Die Geschwindigkeit des Befalls, als alle Tiere bei scheinbar guter Gesundheit waren.
  2. Konvulsionen bei den jungen Individuen.
  3. Starke Kongestion, die bei der Autopsie beobachtet werden konnte.
  4. Die Krankheit zeigt ernste Symptome im Nervensystem und im arteriellen System.
  5. Das Fehlen des Exanthems (möglicherweise die Ursache der konvulsiven Symptome).

All das kann man buchstäblich in den gleichen Worten auf den Seiten 32, 34, 36 und 41 im ersten Band der "Guiding Symptoms" finden, die 1879 von Dr. Hering veröffentlicht wurden. Er war ein Allopath, der zur Homöopathie konvertiert war. Diese Symptome sind durch Aconitum napellus hervorgerufen worden.

Da Belladonna in seiner Toxikologie eine große Analogie zu den oben genannten Symptomen hat, schlug ich vor, folgendes Experiment zu machen:

  1. 10 Tropfen einer Lösung von Aconitum in der 200-sten Centisimal-Verdünnung in ein Glas Wasser zu geben, einen Kaffeelöffel voll (eine einzige Dosis) vier Schweinen zu verabreichen, die mit einem roten Kreuz auf dem Rücken gekennzeichnet werden sollten.
  2. 10 Tropfen einer Lösung von Belladonna der 200-sten Centesimal-Verdünnung in ein Glas Wasser zu geben, einen Kaffeelöffel voll (eine einzige Dosis) drei Schweinen zu verabreichen, die mit einem schwarzen Kreuz kennzeichnet werden sollten.
  3. Ein Schwein zur Kontrolle ohne Markierung und ohne Medizin zu lassen.
  4. Dem 50 kg schweren Schwein, welches mit Opisthotonus mitten im Stall lag, 10 Tropfen Aconitum in der 200-sten Potenz zu geben.

Alles dies wurde genau so durchgeführt. Es war sehr interessant, daß die Krämpfe des auf dem Rücken liegenden Schweins genau zwanzig Sekunden nach dieser einzelnen Dosis Aconitum aufhörten. Der Wärter sah diesem unglaublichen Schauspiel mit offenem Mund zu! Das Tier blieb fünf Stunden lang absolut friedlich ausgestreckt liegen. Nach dieser Zeitspanne stand es selbständig auf, ging zum Futtertrog und fraß sein Futter, als ob nie etwas geschehen wäre. Die Anfälle traten nicht wieder auf und das Tier ist seitdem bei vollkommener Gesundheit gewesen. (Diese 200-ste Verdünnung, meine Herren, wurde von mir selbst hergestellt und war nicht eine jener hohen Verdünnungen, bei denen man hinsichtlich ihrer Herkunft und der Art der Zubereitung im Ungewissen bleibt. Es war keine Tinktur von 200 Mal geschütteltem Aconitum, sondern eine Zubereitung entsprechend den Richtlinien Hahnemanns, 200 Mal verdünnt und bei jeder Verdünnung kräftig geschüttelt. Die Tinktur, welche als Basis benutzt wurde, war aus Pflanzen gemacht worden, die in den hohen Bergen des Jura an einem feuchten, kalten Platz gesammelt worden waren, kurz bevor sie ganz aufgeblüht waren).

Ein zufälliger Verlauf, ein Zufall, sagen Sie, aber hören Sie weiter zu: Bei allen Schweinen, die entweder Aconitum oder Belladonna erhalten hatten, hörten die Konvulsionen fast augenblicklich auf, aber am nächsten Tag hatten zwei der mit einem schwarzen Kreuz gekennzeichneten Schweine wieder Konvulsionen: tonische, aber diesmal keine klonischen, und viel weniger heftig als zuvor. Als diese sich nicht wieder zu verringern schienen, gaben wir den beiden Schweinen, die einen Rückfall hatten, am 21. Februar 1928 einen Kaffeelöffel voll einer Lösung von 10 Tropfen Aconitum C 200 in einem Glas Wasser. (Das Wiederauftreten der Krämpfe bewies, daß Belladonna hier nicht ähnlich genug war, um die Krankheit aufzuhalten). Der Tierarzt wurde diesmal ganz anders aufgenommen, das Vertrauen war wieder hergestellt, die Schlacht war gewonnen.

48 Stunden nach der Verabreichung des Aconits war es in der Schweinezucht ganz ruhig. Jedoch gab es am nächsten Morgen Aufregung, und man hatte es eilig, ein Schwein zu obduzieren, welches plötzlich gestorben war. Es zeigte sich, daß es kein anderes als genau das unmarkierte Schwein war, das zur Kontrolle diente. Alle anderen waren bei guter Gesundheit.

Einen Monat nach diesem interessanten Experiment (das diese Bezeichnung wirklich verdient) gab es einen kleinen Rückfall unter den 8 Schweinen, welche behandelt worden waren. Sie bekamen dementsprechend eine neue Dosis Acon. 200.

Die kleinen Ferkel, die von den letzten Tieren ausgetragen worden waren, welche zuvor an der Schweinepest (Rouget) erkrankt gewesen waren und von Acon. geheilt worden waren, kamen nacheinander bei ihrer Geburt ums Leben, was einen herben Verlust für den Eigentümer bedeutete.

Die Autopsie und die bakteriologische Analyse, die bei den meisten der Kadaver gemacht wurden, zeigten, daß es die gleiche Krankheit wie bei den Müttern war. Also gaben wir allen nachfolgenden Ferkeln bei der Geburt eine Dosis Acon. 200. Eine Woche später war von 11 behandelten Ferkeln nur eins gestorben. Die anderen 10 wurden dank Acon. langsam fetter und hatten keine Anfälle. 15 Tage später teilten sie uns mit, daß aus der zuletzt behandelten Gruppe ein Schwein heftige tonische Krämpfe gehabt hatte, die eine Viertelstunde angedauert hätten. Ein anderes desselben Wurfes mußte während eines extremen Krampfanfalles getötet werden. Bei der Autopsie zeigten sich die wesentlichen Organe normal, jedoch wurde ein enormes Hämatom mit gleichzeitiger Abweichung der Wirbelsäule auf Höhe des achten Brustwirbels entdeckt. Mehrere Ferkel kamen trotz Acon. um. Bei der Überprüfung jedes einzelnen Falles fanden wir, daß sie nach acht Tagen weniger Krisen hatten und man die nützliche Wirkung von Acon. nicht verneinen konnte, da vor seinem Einsatz mehr als 30 Ferkel in einer Woche gestorben waren. Doch die Homöopathie war nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Wir wissen, daß wenn Acon. seine Wirkung getan hat, muß man - um eine tiefere Wirkung zu erhalten - das Mittel einsetzen, welches sein "chronisches" genannt wird, was in diesem Fall Sulphur in der 200-sten Centisimal-Verdünnung war. Dieses verabreichten wir allen Schweinen, die krank waren oder krank gewesen waren. Das ist jetzt drei Monate her und das Ergebnis ist erstaunlich. Es gab seit der chronischen Dosis weder Tod noch Infektion.

Diese schweren Fälle, die durch gewöhnliche Methoden unheilbar sind, wurden also mit hohen homöopathischen Potenzen geheilt, welche einfach in Übereinstimmung mit dem Gesetz der Ähnlichkeit gewählt wurden. Die Vielzahl der geheilten Fälle, wenn sie nicht in die Tausende gingen, gibt einem nichtsdestotrotz zu denken, weil sie das Ähnlichkeitsgesetz veranschaulicht und bestätigt.

Ein Fall, der durch die klassische Medizin für unheilbar erklärt wird, verdient diese definitive Bezeichnung nicht, wenn die Homöopathie oder andere nicht offizielle Therapien nicht versucht worden sind. Die Homöopathie gibt nicht vor, alle sogenannten "unheilbaren Fälle" heilen zu können, sie hat auch ihre Grenzen, aber sie eröffnet andere Möglichkeiten von solchem Wert, daß es sich ein ehrlicher und verantwortungsvoller Arzt nicht leisten kann, sie zu vernachlässigen. Arzneimittel in solchen Potenzierungen könnten nie eine Wirkung haben, wenn sie nicht entsprechend eines wissenschaftlichen Gesetzes angewendet würden.


Quelle: Homeopathic Recorder Band XLIV., 1929 (S. 221-226)

Copyright ©  "Fondation Pierre Schmidt", St. Gallen, Schweiz.
  Deutsche Übersetzung von Th. Mickler, mit freundlicher Genehmigung der Fondation.

Copyright ©  Photo of Pierre Schmidt:  Dr. Robert Séror 2001


 
   
 
  © Thomas Mickler zuletzt aktualisiert: 22.06.2001