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Dr. med. Pierre Schmidt
Kleine Dosen - Große Resultate! Homöopathie für Tiere
1) Schweinepest in einer Schweinezucht von 120 Tieren
TEIL I (S. 221-226)
Einer
meiner alten Schulfreunde, Dr. Ferreol, ein Tierarzt, hatte von der mysteriösen
Homöopathie gehört. Eines Tages trafen wir uns zufällig. "Was ist
Homöopathie nun wirklich?" fragte er mich. "Ist es eine seriöse Methode?"
"Seriös!" antwortete ich, "das ist gar keine Frage: es ist eine Methode,
die Krankheiten heilt, die entsprechend einem Gesetz heilbar sind, und dies mit
Mitteln, die den Patienten nicht vergiften." "Aber", sagte er zu mir, "das mag
ja alles sehr gut für die Menschen sein, denen man alles glauben machen kann,
was man sich wünscht, aber können diese unendlich kleinen Dosen überhaupt
irgendeine Wirkung auf Tiere haben? "Es ist absolut einfach", reagierte ich, "keine
Theorien, sondern Fakten; zuerst Resultate und dann können wir danach darüber
diskutieren!"
Gerade zu dieser Zeit hatte er eine Reihe Fälle, die ihn sehr viel beschäftigten.
Es ging um eine Epidemie von Schweinepest in einer Schweinezucht von mehr als
hundertzwanzig Tieren. Viele waren bereits gestorben. Als er am 30. Januar 1928
dringend gerufen wurde, machte er eine Autopsie bei einem Schwein, das gerade
unter Konvulsionen gestorben war. Er fand eine hämorrhagische Gastroenteritis
mit Entzündung der Peyerschen Plaques und der mesenterialen Drüsen,
eine hämorrhagische Nephritis und vor allem den Läsionen am Endokard
und Myokard, die ihn ermöglichten, die chronische Form von Schweinepest (Rouget
du Porc) zu diagnostizieren.
Das Fehlen eines Erythems ließ an die "weiße Schweinepest" denken.
Bakteriologische Analysen bestätigten die Diagnose durch das Vorhandensein
des Bazillus rhusiopathiae suis.
Wenn eine Schweinezucht angesteckt wird, macht man mit allen Schweinen als
Präventivmaßnahme eine Serumtherapie, nicht nur mit der kleinen Zahl
der Angesteckten. Das war der Grund dafür, daß er am 4. Februar damit
begann, die Tiere mit dem passenden Serum, das er vom Bundesinstitut der Hygiene
in Bern erhalten hatte, vollständig zu immunisieren. Acht bis fünfzig
Mililiter des Serums wurden jedem Tier in Abhängigkeit vom Gewicht injiziert.
Resultat: Zwei Tage später fand man acht Schweine neu infiziert und klonische
Krämpfe zeigend. Ein Aderlaß am Ohr wurde angeordnet, um die Kongestion
in den Nervenzentren zu verringern. Ferreol beobachtete, daß das Blut der
Tiere mit Konvulsionen nicht sofort, sondern erst nach einigen Sekunden floß,
was seine Diagnose einer chronischen Form der Schweinepest bestätigte, deren
Haupterscheinung die Endokarditis ist. Die Symptome besserten sich nach dem Bluten
und er wartete die Effekte seiner Immunisierung ab. Zwei Tage später wurde
dringend nach ihm geschickt und er fand den Schweinehüter verwirrt, seinen
Säbel in der Hand, bereit, die acht Tiere zu töten, von denen wir gesprochen
haben. Alle acht Tiere hatten wieder Konvulsionen. Ein anderes Schwein, fünfzig
Kilo schwer, ein neuer Fall, kämpfte sich in den Durchgang, lag dann auf
dem Rücken und verharrte dort zwei Stunden mit einem Opisthotonus.
Der Eigentümer hatte das Vertrauen verloren und rief insgeheim nach einem
anderen Tierarzt, der die Diagnose bestätigte und entschieden erklärte,
daß die Fälle verloren wären, alle Behandlung hoffnungslos sei.
Es gäbe nur die einzige Möglichkeit, die Kehlen aller kranken Tiere
so bald wie möglich durchzuschneiden. Das war die Situation!
Es war eine Infektion durch ein bestimmtes Bakterium; die Diagnose war zweifellos
klar. Die Behandlung war entsprechend modernem Wissen über diesen Zustand
durchgeführt worden, und die Resultate waren vollständig negativ. Die
Beurteilung war nur noch eine Formsache: man mußte diese Tiere opfern, da
die Wissenschaft sie für unheilbar erklärte.
Ah! Wir können uns hier den klassischen Satz von Hahnemann in Erinnerung
rufen: "Wenn es um die geheiligte Kunst des Heilens geht, so ist es ein Verbrechen,
sich zu weigern dazuzulernen"!
Es ging hier nicht um das Leben von Menschen, sondern um das von Tieren, welches
gerettet werden mußte, weil der finanzielle Verlust groß gewesen wäre.
Die Aufzucht all dieser jungen Tiere hatte sehr viel gekostet und jetzt war es
notwendig, sie zu schlachten, obgleich sie noch zu jung für den Metzger waren.
Die Infektion hatte sich auf diese neun neuen Fälle ausgeweitet und andere
würden folgen. Sie können sich den Gemütszustand des Eigentümers
und des Angestellten sicher vorstellen. Es waren diese Fälle, die Dr. Ferreol
mir unterbreitete, um ihm den Wert der Homöopathie zu beweisen. Ich nahm
die Herausforderung an.
Die Symptome waren dann:
- Die Geschwindigkeit des Befalls, als alle Tiere bei scheinbar guter Gesundheit
waren.
- Konvulsionen bei den jungen Individuen.
- Starke Kongestion, die bei der Autopsie beobachtet werden konnte.
- Die Krankheit zeigt ernste Symptome im Nervensystem und im arteriellen System.
- Das Fehlen des Exanthems (möglicherweise die Ursache der konvulsiven
Symptome).
All das kann man buchstäblich in den gleichen Worten auf den Seiten 32,
34, 36 und 41 im ersten Band der "Guiding Symptoms" finden, die 1879 von
Dr. Hering veröffentlicht wurden. Er war ein Allopath, der zur Homöopathie
konvertiert war. Diese Symptome sind durch Aconitum napellus hervorgerufen
worden.
Da Belladonna in seiner Toxikologie eine große Analogie zu den
oben genannten Symptomen hat, schlug ich vor, folgendes Experiment zu machen:
- 10 Tropfen einer Lösung von Aconitum in der 200-sten Centisimal-Verdünnung
in ein Glas Wasser zu geben, einen Kaffeelöffel voll (eine einzige Dosis)
vier Schweinen zu verabreichen, die mit einem roten Kreuz auf dem Rücken
gekennzeichnet werden sollten.
- 10 Tropfen einer Lösung von Belladonna der 200-sten Centesimal-Verdünnung
in ein Glas Wasser zu geben, einen Kaffeelöffel voll (eine einzige Dosis)
drei Schweinen zu verabreichen, die mit einem schwarzen Kreuz kennzeichnet werden
sollten.
- Ein Schwein zur Kontrolle ohne Markierung und ohne Medizin zu lassen.
- Dem 50 kg schweren Schwein, welches mit Opisthotonus mitten im Stall lag,
10 Tropfen Aconitum in der 200-sten Potenz zu geben.
Alles dies wurde genau so durchgeführt. Es war sehr interessant, daß
die Krämpfe des auf dem Rücken liegenden Schweins genau zwanzig Sekunden
nach dieser einzelnen Dosis Aconitum aufhörten. Der Wärter sah
diesem unglaublichen Schauspiel mit offenem Mund zu! Das Tier blieb fünf
Stunden lang absolut friedlich ausgestreckt liegen. Nach dieser Zeitspanne stand
es selbständig auf, ging zum Futtertrog und fraß sein Futter, als ob
nie etwas geschehen wäre. Die Anfälle traten nicht wieder auf und das
Tier ist seitdem bei vollkommener Gesundheit gewesen. (Diese 200-ste Verdünnung,
meine Herren, wurde von mir selbst hergestellt und war nicht eine jener hohen
Verdünnungen, bei denen man hinsichtlich ihrer Herkunft und der Art der Zubereitung
im Ungewissen bleibt. Es war keine Tinktur von 200 Mal geschütteltem Aconitum,
sondern eine Zubereitung entsprechend den Richtlinien Hahnemanns, 200 Mal verdünnt
und bei jeder Verdünnung kräftig geschüttelt. Die Tinktur, welche
als Basis benutzt wurde, war aus Pflanzen gemacht worden, die in den hohen Bergen
des Jura an einem feuchten, kalten Platz gesammelt worden waren, kurz bevor sie
ganz aufgeblüht waren).
Ein zufälliger Verlauf, ein Zufall, sagen Sie, aber hören Sie weiter
zu: Bei allen Schweinen, die entweder Aconitum oder Belladonna erhalten
hatten, hörten die Konvulsionen fast augenblicklich auf, aber am nächsten
Tag hatten zwei der mit einem schwarzen Kreuz gekennzeichneten Schweine wieder
Konvulsionen: tonische, aber diesmal keine klonischen, und viel weniger heftig
als zuvor. Als diese sich nicht wieder zu verringern schienen, gaben wir den beiden
Schweinen, die einen Rückfall hatten, am 21. Februar 1928 einen Kaffeelöffel
voll einer Lösung von 10 Tropfen Aconitum C 200 in einem Glas Wasser. (Das
Wiederauftreten der Krämpfe bewies, daß Belladonna hier nicht
ähnlich genug war, um die Krankheit aufzuhalten). Der Tierarzt wurde diesmal
ganz anders aufgenommen, das Vertrauen war wieder hergestellt, die Schlacht war
gewonnen.
48 Stunden nach der Verabreichung des Aconits war es in der Schweinezucht
ganz ruhig. Jedoch gab es am nächsten Morgen Aufregung, und man hatte es
eilig, ein Schwein zu obduzieren, welches plötzlich gestorben war. Es zeigte
sich, daß es kein anderes als genau das unmarkierte Schwein war, das zur
Kontrolle diente. Alle anderen waren bei guter Gesundheit.
Einen Monat nach diesem interessanten Experiment (das diese Bezeichnung wirklich
verdient) gab es einen kleinen Rückfall unter den 8 Schweinen, welche behandelt
worden waren. Sie bekamen dementsprechend eine neue Dosis Acon. 200.
Die kleinen Ferkel, die von den letzten Tieren ausgetragen worden waren, welche
zuvor an der Schweinepest (Rouget) erkrankt gewesen waren und von Acon.
geheilt worden waren, kamen nacheinander bei ihrer Geburt ums Leben, was einen
herben Verlust für den Eigentümer bedeutete.
Die Autopsie und die bakteriologische Analyse, die bei den meisten der Kadaver
gemacht wurden, zeigten, daß es die gleiche Krankheit wie bei den Müttern
war. Also gaben wir allen nachfolgenden Ferkeln bei der Geburt eine Dosis Acon.
200. Eine Woche später war von 11 behandelten Ferkeln nur eins gestorben.
Die anderen 10 wurden dank Acon. langsam fetter und hatten keine Anfälle.
15 Tage später teilten sie uns mit, daß aus der zuletzt behandelten
Gruppe ein Schwein heftige tonische Krämpfe gehabt hatte, die eine Viertelstunde
angedauert hätten. Ein anderes desselben Wurfes mußte während
eines extremen Krampfanfalles getötet werden. Bei der Autopsie zeigten sich
die wesentlichen Organe normal, jedoch wurde ein enormes Hämatom mit gleichzeitiger
Abweichung der Wirbelsäule auf Höhe des achten Brustwirbels entdeckt.
Mehrere Ferkel kamen trotz Acon. um. Bei der Überprüfung jedes
einzelnen Falles fanden wir, daß sie nach acht Tagen weniger Krisen hatten
und man die nützliche Wirkung von Acon. nicht verneinen konnte, da
vor seinem Einsatz mehr als 30 Ferkel in einer Woche gestorben waren. Doch die
Homöopathie war nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Wir wissen, daß
wenn Acon. seine Wirkung getan hat, muß man - um eine tiefere Wirkung
zu erhalten - das Mittel einsetzen, welches sein "chronisches" genannt
wird, was in diesem Fall Sulphur in der 200-sten Centisimal-Verdünnung
war. Dieses verabreichten wir allen Schweinen, die krank waren oder krank gewesen
waren. Das ist jetzt drei Monate her und das Ergebnis ist erstaunlich. Es gab
seit der chronischen Dosis weder Tod noch Infektion.
Diese schweren Fälle, die durch gewöhnliche Methoden unheilbar sind,
wurden also mit hohen homöopathischen Potenzen geheilt, welche einfach in
Übereinstimmung mit dem Gesetz der Ähnlichkeit gewählt wurden.
Die Vielzahl der geheilten Fälle, wenn sie nicht in die Tausende gingen,
gibt einem nichtsdestotrotz zu denken, weil sie das Ähnlichkeitsgesetz veranschaulicht
und bestätigt.
Ein Fall, der durch die klassische Medizin für unheilbar erklärt
wird, verdient diese definitive Bezeichnung nicht, wenn die Homöopathie oder
andere nicht offizielle Therapien nicht versucht worden sind. Die Homöopathie
gibt nicht vor, alle sogenannten "unheilbaren Fälle" heilen zu
können, sie hat auch ihre Grenzen, aber sie eröffnet andere Möglichkeiten
von solchem Wert, daß es sich ein ehrlicher und verantwortungsvoller Arzt
nicht leisten kann, sie zu vernachlässigen. Arzneimittel in solchen Potenzierungen
könnten nie eine Wirkung haben, wenn sie nicht entsprechend eines wissenschaftlichen
Gesetzes angewendet würden.
Quelle: Homeopathic Recorder
Band XLIV., 1929 (S. 221-226)
Copyright © "Fondation
Pierre Schmidt", St. Gallen, Schweiz.
Deutsche Übersetzung von Th. Mickler, mit freundlicher Genehmigung
der Fondation.
Copyright © Photo of Pierre Schmidt: Dr. Robert Séror 2001
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