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Dr. med. Pierre Schmidt
Kleine Dosen - Große Resultate! Homöopathie für Tiere
2) Satyriasis und Impotenz bei einem Zuchtbullen
3) Motorische Paralyse bei einem Jagdhund
TEIL II (S. 327-329)
ZWEITER
FALL: Satyriasis (Anm.: unbeherrschbarer Sexualtrieb)
und Impotenz: ein
zweijähriger preisgekrönter Stier. Dieser Stier, der immer gut gedient
hatte und dessen Paarungen auch zu Schwangerschaften geführt hatten, hatte
letztens abnormale sexuelle Erregungszustände. Wenn er zum Beispiel zur Tränke
geführt wurde, hetzte er zum Eingang, aus dem die Kühe gewöhnlich
für die Paarung kamen, und dann, wenn er bemerkte, daß dies nicht der
Grund dafür gewesen war, aus dem er aus dem Stall herausgeführt wurde,
hetzte er zurück und masturbierte durch die Reibung seiner Hinterbeine, bis
es zur Ejakulation kam. Sein Hüter sagte, er würde dies zwei oder drei
Mal am Tag tun. Überdies, wann immer eine Kuh geholt wurde, war es ihm unmöglich,
seinen Penis einzuführen, obwohl er sich versteifte. Es gab keine Ejakulation
trotz seiner ausgeprägten Erregung. Diese Sachlage bedeutete einen beträchtlichen
finanziellen Verlust für seinen Inhaber, da ein Zuchtbulle, obwohl sehr teuer
und nur zur Vermehrung eingesetzt, beim Metzger nur einen vergleichsweise unwesentlichen
Preis einbringen würde.
Diese Fälle gelten in der Allopathie als unheilbar, der einzige Ausweg wäre
die Kastration. Diese würde ihm jedoch seinen eigentlichen Wert nehmen.
Dieser Zustand der allgemeinen Erregung zusammen mit Impotenz
und Onanie reagiert jedoch vortrefflich auf ein homöopathisches Mittel, das
ähnliche Symptome bei gesunden Männern hervorgebracht hat: Delphinium
staphysagria. Dementsprechend wurde ihm von Dr. Ferreol morgens eine Einzeldosis
Staph. 200 als Globuli gegeben. Vier Tage später war er zur großen
Erleichterung seines Inhabers wie seines Tierarztes in ausgezeichneter Verfassung
und war fähig zur normalen Paarung. Sie können einschätzen, was
diese Heilung wert war, wenn ich Ihnen erkläre, daß dieser Stier für
600,00 $ gekauft worden war und sein Wert beim Schlachter nur 160,00 bis 180,00
$ gewesen wäre. Dieser Verlust wurde dank einer einzelnen Dosis Staph.
in der 200-sten Potenzierung vermieden.
DRITTER FALL: Motorische Paralyse
(Anm.: ~ Lähmung der für Bewegung zuständigen Muskulatur)
bei einem deutschen Jagdhund, die einer Hundestaupe folgte. Der Hund war 7
Monate alt. Er war für zwei Monate an Staupe erkrankt gewesen, die sich mit
den üblichen Symptomen zeigte:
Temperatur.
Katarrhalische Symptome des Harntrakts.
Dyspnoe.
Eitrige Absonderung aus Augen und Nase.
Appetitlosigkeit.
Durchfall abwechselnd mit Verstopfung.
Der Besitzer hatte verschiedenste allopathische Pillen gegeben, basierend auf
Ipecacuanha, Abführmittel und Sirup, ohne jedes Ergebnis, außer der
Unterdrückung bestimmter Symptome und der progressiven Entwicklung einer
spasmodischen Paraplegie (Anm.: beidseitige krampfhafte Lähmung) des
Hinterteils.
Die auffallenden Merkmale bei der Untersuchung des Hundes waren:
Spasmodische Symptome der Muskulatur.
Zittern der Glieder.
Ausgeprägte Parese des Hinterteils.
Erhöhte Reflexe.
Symptome nur während des Tages.
Das Tier trinkt wenig.
Verschlechterung durch kalte Luft.
Verschlechterung durch Bewegung.
Schwanken, sehr unsicherer Gang.
Beim Studium des Repertoriums zusammen mit Dr. Ferreol zeigte
sich, daß Agaricus muscarius (Anm.: Agaricus ist der Fliegenpilz)
das Arzneimittel war, das am besten zu diesem Fall paßte und als einziges
alle in Frage kommenden Symptome abdeckte. Dabei wurden die Symptome berücksichtigt,
welche nicht pathognomonisch waren. Tatsache ist, daß all diese spasmodischen
und paretischen Symptome zusammen mit dieser seltsamen Verschlimmerung durch Kälte
in der Pathogenese dieses giftigen Pilzes gefunden werden.
Am 15. Juni 1928 verabreichten wir Agaricus muscarius C 200, 10 Tropfen
als einzelne Dosis.
Fünf Tage später konnte dieser Hund Treppen steigen, wozu er davor
nicht fähig gewesen war, auch wenn er dabei noch Schwierigkeiten hatte. Er
schwankte weniger aber er stürzte noch oft auf die rechte Seite, wenn er
ging.
11 Tage nach der ersten Dosis sonderten seine Augen reichlich Eiter ab und
der Besitzer lief natürlich in die Apotheke, um eine Lösung zum Spülen
der Augen zu kaufen. Dr. Ferreol beeilte sich, diese in den Ausguß zu kippen!
Der Hund fiel nun nicht mehr hin, obwohl er noch ein wenig taumelte. Er konnte
jetzt ohne Schwierigkeiten Treppen steigen, rennen, springen und mit anderen Hunden
spielen. Sein Allgemeinzustand hatte sich sehr gebessert.
Von Agaricus wird angenommen, daß es 40 Tage lang wirkt, und die
Besserung schritt von der ersten Arzneimittelgabe an fort. Wir erlaubten der Arznei
zu wirken und gaben den Rat, die Augen einfach mit abgekochtem Wasser zu baden.
15 Tage nach der ersten Dosis war das Tier geheilt.
Am 13. Juli 1928 sahen wir das Tier wieder, vier Wochen nach der ersten Gabe.
Es ging ihm erstaunlich gut: Es lief, rannte und benahm sich wie ein normaler
Hund. Seine Augen liefen noch ein bißchen, aber wir verordneten keine lokale
Behandlung. Wir wußten, daß man diese Absonderung respektieren mußte,
da das eine natürliche Ausleitung bei der Staupe war.
Alle Tierärzte kennen die progressive Entwicklung und die schweren Krankheitsfolgen
der Staupe im Nervensystem. Die Heilung war vollständig, offensichtlich und
dauerhaft.
War die 200-ste Centisimal-Verdünnung von Agaricus
zu schwach, um in diesem Fall zu wirken? Ist das nicht eine Bestätigung des
Ähnlichkeitsgesetzes? Eine Verifizierung der Symptome dieses gefährlichen
Pilzes? Ein Beweis für die unleugbare Wirkung der hohen Verdünnungen,
wenn sie nach den Regeln von Hahnemann angewendet werden? Und eine klare Demonstration,
daß eine einzelne Dosis völlig ausreichend ist, um sogar einen schweren
Fall zu heilen, wenn man genug weiß, um dem Organismus Zeit zu geben, auf
die Wirkung des angewendeten Mittels zu reagieren?
Diese Experimente wurden in aller Genauigkeit durchgeführt. Obwohl sie
von der Anzahl her gesehen unzulänglich sind, veranschaulichen die beiden
in der letzten Ausgabe zitierten Fälle zusammen mit diesem dieses große
allgemeine Gesetz, das Ähnlichkeitsgesetz, ausgezeichnet. Dieses therapeutische
Gesetz hat einen unvorstellbaren Einfluß auf die Heilung. Die zwingende
Notwendigkeit, es zu ergründen und ihm seinen gebührenden Ehrenplatz
in der Therapie zuzuweisen, ist nichts anderes als die Krone und das Ziel der
medizinischen Arbeit. Es ist dieses Gesetz (zusammen mit den Fällen, die
seine Etablierung und Bestätigung ermöglichen), welches der Homöopathie
das Recht gibt, eine Wissenschaft und therapeutische Methode zu sein. Medikamente,
die entsprechend diesem Gesetz angewendet und nach Hahnemanns Richtlinien studiert
werden, werden so zu positiven Substanzen. Ihre Wirkung auf gesunde Menschen und
ihre Anwendung bei Kranken sind nicht länger unbeständig wie sie das
in der allopathischen Medizin sind. Die Arzneien der sogenannten offiziellen Schule
werden am Anfang immer als wunderbar proklamiert. Kaum haben sie jedoch den Sprung
zu großer Bedeutung geschafft, kommen sie schnell zu einer Periode des Niedergangs
und verschwinden wieder. Sie hinterlassen meist keine Spuren außer Unannehmlichkeiten,
man könnte sogar mit dem französischen Pharmakologen Pouchet sagen keine
Spuren außer "... ihre schlechten Resultate".
Im Gegensatz dazu sind die Arzneimittel der Homöopathie unbeeinflußt
von Moden oder übertriebenen Modernismen. Einmal durch Experimente sicher
etabliert werden sie zu Medikamenten, und der homöopathische Arzt, der sie
kennt und sie anwendet, benutzt sie kontinuierlich.
Hahnemann sagte in seiner Vorbemerkung zu seiner Abhandlung
über die Reine Arzneimittellehre, die 1834 auf Französisch erschien
*:
Die Homöopathie basiert vollständig auf Erfahrung. "Macht mich
nach", sagt sie laut, "aber macht mich genau nach, und Ihr werdet bei
jedem Schritt die Bestätigung meiner Anforderungen sehen". Das, was
keine Arzneilehre, kein System der Medizin, keine Therapie zuvor tat oder zu tun
fähig war, fordert sie ausdrücklich: an ihren Erfolgen gemessen zu werden.
Die Homöopathie hat nie vorgegeben, Krankheiten mit derselben Kraft zu heilen,
welche sie hervorgebracht hat; sie will das mit einer Kraft tun, die nicht identisch,
sondern einfach ähnlich ist, durch eine Arznei, das einen krankhaften Zustand
nur ähnlich zur Krankheit bewirken kann.
Nehmen Sie sich einen Krankheitsfall nach dem anderen vor, zeichnen Sie ihn in
der Art, wie es im Organon vorgegeben ist, auf; beschreiben Sie ihn so gut mit
all seinen wahrnehmbaren Symptomen, daß der Urheber der Homöopathie
selbst keinen Anstoß an der Genauigkeit Ihres Bildes nehmen könnte.
Und, angenommen, daß es Fälle sind, für die man unter den heute
schon geprüften Arzneien ein Heilmittel finden kann, wählen Sie diese
homöopathisch angemessenste Arznei aus. Geben Sie sie allein und unvermischt,
in so kleinen Dosen, wie es die Lehre vorschreibt, unter Entfernung aller anderen
medizinisch wirksamen Einflüsse. Und wenn der Patient nicht geheilt wird,
wenn er nicht schnell geheilt wird, wenn er nicht sanft geheilt wird, wenn er
nicht dauerhaft geheilt wird, beschämen Sie die Homöopathie öffentlich,
und proklamieren Sie das Scheitern einer Behandlung, die genau nach ihren eigenen
Prinzipien durchgeführt wurde. Aber enthalten Sie sich – darum bitte ich
– aller Fehler.
Wenn, nachdem Sie in aller Redlichkeit gehandelt haben, andere, die nicht weniger
verantwortungsvoll als Sie selbst sind, zu denselben Ergebnissen kommen, wenn
sie Ihre Versuche wiederholen, wenn alles, was die Homöopathie dem verheißt,
der ihr gewissenhaft folgt, nicht vergütet wird, dann kann man diese Lehre
als unwichtig bezeichnen.
Kennen Sie eine bessere Methode, diese Lehre zu widerlegen, die nur an die Vernunft
apelliert und einen freien Geist frei von Vorurteilen benötigt, um überall
Zutritt zu finden? Wollen Sie dieselben Erfolge erreichen? Dann machen Sie es
verständig und redlich nach!
Pierre Schmidt, Genf, Schweiz
* Anm.:
Für das Hahnemann-Zitat habe ich die Übersetzung von Pierre Schmidt
gewählt, weil sie doch - im Stil wesentlich geglättet - vom Original
Hahnemanns abweicht. Möglicherweise war das Absicht. zurück
Original-Zitat von Hahnemann
im Vorwort "Reine Arzneimittellehre", Bd. 3.
Quelle: Homeopathic Recorder
Band XLIV., 1929 (S. 327-329)
Copyright © "Fondation
Pierre Schmidt", St. Gallen, Schweiz.
Deutsche Übersetzung: Th. Mickler, mit freundlicher Genehmigung
der Fondation.
Copyright © Photo of Pierre Schmidt: Dr. Robert Séror 2001
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