Praxis für Homöopathie
Thomas Mickler
Heilpraktiker
Hardenbergstr. 2
D-45472 Mülheim an der Ruhr

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Homöopathie - Info

Homöopathische Behandlung des Asthma bronchiale von Clemens von Bönninghausens Sohn *


Homöopathische Zentralapotheke EsslingenBönninghausen schildert in diesem Artikel die homöopathischen Behandlung und Heilung des Asthma bronchiale seines Sohns, auch heute noch in mehrerer Hinsicht interessant für Sie zu lesen:

Die Homöopathie gilt vielen als harmlos, "man kann es ja mal versuchen, wenn's nichts bringt, schaden kann's ja immerhin nicht." Diese sorglose Haltung ist nicht wirklich richtig, wie die folgende Fallgeschichte zeigt. Zum Glück jedoch reagieren nicht alle Menschen so sensibel auf Arzneien wie das hier behandelte Kind, doch das kann man nicht immer vorher wissen - so hat die heute weit verbreitete Selbstbehandlung doch gewisse Tücken, worauf jedoch an anderer Stelle näher eingegangen werden soll.

Wenn man weiß, was man tut, ist die Homöopathie tatsächlich frei von jeglichen Nebenwirkungen und jederzeit einsetzbar (z.B. bei Kleinkindern, in der Schwangerschaft).

Was ebenfalls erwähnenswert ist: Von dieser homöopathischen Heilung berichtete Bönninghausen im Jahr 1844! Auch heute noch würde dieser Asthmatiker "Phosphorus" als Arznei verschrieben bekommen, wenn er dieselben Symptome hätte! Die Behandlungsweise hat sich vom Prinzip her in den letzten 160 Jahren nicht geändert, und sie muss es auch nicht - wenn man das mit anderen Bereichen unserer Medizin vergleicht, ist das doch erstaunlich.

Ursprünglich war Clemens von Bönninghausen Jurist und Botaniker - zwei Pflanzen, die er erstmals beschrieb, zeugen heute noch davon. Er war ein Zeitgenosse Hahnemanns und gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der Homöopathie. Möglicherweise wurde er einfach nur deshalb selbst Homöopath, weil er in der Nähe niemanden fand, an den er sich zur Behandlung wenden konnte.


Der zweite Fall betrifft meinen ältesten Sohn, geboren am 15. September 1814, gegenwärtig Referendar bei der hiesigen königlichen Regierung.

Wenige Monate nach seiner Geburt zeigte sich in seinem Gesichte ein milchschorf-artiger Ausschlag, der schnell zunahm und bald dasselbe mit einer dicken Borke bedeckte; wie sich dieser Ausschlag in seiner schlimmsten Form zeigt. Zu gleicher Zeit bekam die Mutter eine schwärende Brust, die in Eiterung überging, und zu deren Wiederherstellung, die ohnedem sehr unvollständig war, ein langer Zeitraum erfordert wurde.

Meinen wiederholten und dringenden Warnungen ungeachtet, - weil wir mehre nachtheilige Folgen von Vertreibung solcher Ausschläge auf dem, damals allein noch bekannten allopathischen Wege bekannt waren, - wurden von verschiedenen braven und geschickten Aerzten allerlei Mittel, "blutreinigende" Kräuterabsude, "unschuldige Schmiereien von Oel oder Rahm", "wurmtötende" Abführungsmittel, "hautstärkende" Bäder u. dgl. mehr in Vorschlag gebracht und "Versuchsweise," oft ohne mein Vorwissen, angewendet. So hartnäckig sich auch der Ausschlag zeigte, so mußte er doch am Ende so vielseitigen Angriffen weichen, zur nicht geringen Freude seiner trefflichen Mutter. Aber diese Freude währte nicht lange. Wenige Monate nach dem Verschwinden der Milchborke und als nun eben auch die länger röthlich gebliebenen Flecken ihre natürliche Hautfarbe wieder angenommen hatten, enstanden anfangs gelinde, dann allmählig stärkere Anfälle von Brustbeengung, welche schon nach Ablauf eines halben Jahres eine solche Höhe erreicht hatte, daß man während der, alle 8 bis 14 Tage auf mehrere Tage sich ausdehnenden Anfalls-Perioden stündlich das Hinscheiden des armen Kindes gewärtigen musste.

Gegen dieses, das Leben so ernstlich bedrohende Leiden wurde nun in der Nähe und Ferne bei berühmten und unberühmten Aerzten Hülfe gesucht, aber nirgends gefunden. Die Anfälle kehrten immer in gleicher Art wieder, und wenn sie auch in spätern Jahren meistens nur alle 4 Wochen erschienen, so dauerten sie nun auch 6, 8 und oft mehrere Tage, während welcher der Leidende nur in sitzender Stellung und mit der größten Anstrengung, die ihm fortwährend den Angstschweiß auspresste, Athem holen konnte. Er vermochte dann weder zu sprechen, noch sich im mindesten zu bewegen, ohne das Krampf-Asthma, (wie es die Aerzte nannten,) zu verschlimmern, und mußte die ganze 8tägige Dauer auf dem Stuhle sitzend, mit nach vorn überlehntem Oberkörper, meistens ganz ohne Schlaf zubringen.

Während ich diesen Jammer an meinem, damals noch einzigen Sohne, erlebte, und für den Fall, daß er sämmtliche nächstfolgende Anfälle überleben würde, dennoch einer traurigen Zukunft für ihn entgegen sehen musste, weil dieses Leiden aller ärztlichen Kunst zu spotten schien; in dieser für mich trostlosen Zeit traf mich das zweite Unglück, daß sich in der früher durchgeschworenen Brust meiner Frau ein Scirrhus bildete. Alle darüber konsultirten Aerzte entschieden sich zur möglichst schleunigen Operation, "damit die bösen (durch den Scirrhus erst gebildeten?) Säfte sich nicht weiter verbreiten und das Uebel unheilbar machen möchten." Ich wusste zwar, daß die Exstirpation der scirrhösen Brustdrüse keine Heilung bringen konnte, vermochte aber, unbekannt mit der damals kaum entdeckten Homöopathie, nichts besseres anzugeben, und ließ geschehen, was nicht zu vermeiden war. Der Erfolg war der gewöhnliche; nach Ablauf von anderthalb Jahren war ich Wittwer und Vater eines Knaben, dessen Tod ich alle 3 bis 4 Wochen zu befürchten hatte.

Ich übergehe einen Zeitraum von mehren Jahren, während dessen ich zur zweiten Ehe geschrittten, Vater mehrer Kinder geworden und in Verhältnisse gekommen war, wo ich den Rath noch so sehr vieler anderer allopathischen Aerzte über den unverändert gebliebenen asthmatischen Zustand meines ältesten Sohnes einholen konnte, ohne auch nur den mindesten Erfolg zu sehen.

Endlich im Jahre 1828, hatte ich das Glück, nicht nur von den Vorzügen und Leistungen der Homöopathie Kunde zu erhalten, sondern auch mich selbst, den von den ausgezeichnetesten allopathischen Aerzten verloren gegebenen, vom Tode gerettet zu sehen. Aber es fehlte hier gänzlich an Homöopathen, die Allopathen zeigten entschiedenen und beharrlichen Widerwillen gegen die neue Kunst, von der sie gar nichts verstanden, und nach wiederholten, fruchtlosen Versuchen, irgend einen der bisherigen Aerzte zum Studium der neuen Heillehre zu vermögen, blieb mir nichts andres übrig, als selbst Hand ans Werk zu legen und meine sämmtlichen Mußestunden dieser schweren Wissenschaft zu widmen, wozu ich durch meine, von Jugend auf mit großer Vorliebe gepflegten naturhistorischen Studien und durch ziemlich genaue Kenntniß der bisherigen Medizin, über deren verschiedene Zweige ich früher auf der Universität die meisten Kollegien besucht hatte, mehr als andere befähigt war, welche sich nicht vorzugsweise die Heilkunst zu ihrem Berufe gewählt haben.

Indessen nahete der Zeitpunkt heran, wo mein Sohn die Universität besuchen sollte, und da ein Paar Mittel von kurzer Wirkungsdauer, die ich ihm gleichsam versuchsweise reichte, ohne Erfolg blieben, auch das Uebel in seinen bisherigen Schranken blieb, und ich die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß nur vermittelst einer anhaltenden und sorgfältig durchgeführten Kur das Ziel zu erreichen stand: so beschloß ich, diese so lange auszusetzen, bis er wieder in den Schooß meiner Familie zurückgekehrt sein, und ich selbst inmittelst meiner Bekanntschaft mit der Homöopathie in dem Grade erweitert haben würde, daß ich vor Fehltritten sicher sein konnte.

Als nun endlich dieser Augenblick erschien, war es grade nun die Zeit, wo das Unglück - ich kann es nicht anders nennen - der großen und oft wiederholten Gaben über Deutschland hereingebrochen war und auch mich erfaßt hatte. Ich muß in der Tat dies für mich ein wahres Unglück nennen, denn ungeachtet des, für diesen Fall ganz treffend homöopathisch gewählten Mittels, welches Phosphor war, sah ich bei meinen, alle 8 Tage wiederholten Gaben von niedrigen Verdünnungen, nicht nur keinen erwünschten Erfolg, sondern bedeutende Verschlimmerungen und das Auftreten sehr vieler, früher von meinem Sohne niemals bemerkten Phosphor-Symptome. Von den letzten erwähne ich hier nur (nach der zweiten Ausgabe) Folgende: No. 10, 17, 21, 44, 87, 100, 105, 118, 141, 147, 245, 300, 390, 455, 580, 625, 665, 668, 931, 933, 950, 971, 1009, 1012, 1032, 1034, 1075, 1084, 1126, 1140, 1153, 1202, 1203, 1210, 1221, 1225, 1226, 1232, 1252, 1266, 1508, 1530, 1555, 1615, 1670, 1685, 1686, 1725, 1753, 1781, 1791, 1822, 1823 und 1886; und bemerke dabei, daß selbst die angeführten Brust-Symptome vor dieser Zeit außer den Asthma-Perioden gar nicht oder nur in geringem Maaße vorhanden waren, jetzt aber beständig fortdauerten.

Zwei Monate lang war ich unbesonnen genug, in dieser Weise fortzufahren und gewahrte dann erst den großen Fehler, den ich gemacht hatte. Welche bittere Reue würde mir erspart sein, wenn damals ein warnender Freund mir zur Seite gestanden hätte! - Denn bekannt mit den Lehren und Ansichten des mir ununterbrochen eng befreundeten Lehrers Hahnemann, hatte ich anfangs nicht gewagt, ihm davon Nachricht zu geben, und scheute mich später noch mehr, solches zu thun.

Das ganze Uebel meines Sohnes war durch meine Schuld sehr bedeutend verschlimmert, und die bei der Veranlassung öfter als je und heftiger als je, auch außer der gewöhnlichen Zeit, wiederkehrenden Anfälle, welche mein Gemüth aufs heftigste erschütterten, mögen mit dazu beigetragen haben, so bald jenen Fehler zu erkennen. - Möge die gütige Vorsehung jeden Homöopathen vor solchen Gewissensbissen bewahren, wie ich sie in jener Zeit zu erdulden hatte!

Nun aber handelte es sich darum, zunächst den gemachten Fehler wieder gut zu machen. Wiederholte Gaben von Coff. und Nux vom., dann später Ipecac., Chin., Veratr. und Ars., thaten alle etwas, aber nur sehr wenig, und es verliefen viele Monate, ehe und bevor alle, früher nicht beobachteten Nebensymptome verschwunden waren und das alte Asthma wieder in seiner ganzen früheren Gestalt da stand.

Als dieser Zustand endlich eingetreten war, ließ ich meinen Sohn noch während des Zeitraums von vollen drei Monaten gänzlich ohne Arznei, und erst nach Ablauf dieser Frist begann ich aufs Neue die Kur, die ich mit einer kleinen Dosis Sulph. 60 für 4 Wochen, und einer Dosis Nux vom. 30 für 14 Tage (von beiden Mitteln nur zwei Streukügelchen) eröffnete. Dann nahm ich abermals ein genaues Krankheitsbild auf, welches genau mit dem, zuerst vor einem Jahre aufgezeichneten übereinstimmte, zum sichern Zeichen, nicht nur, dass hier noch der Phosphor eben so wie früher indizirt war, sondern auch, daß er in den wiederholt gegebenen großen Gaben nichts gebessert hatte. Nicht ohne Furcht vor zu heftiger Wirkung und mit Zittern reichte ich nun, gleich nach einem Asthmaanfalle gewöhnlicher Art, eine kleine Gabe Phosphor. 30, nämlich zwei feinste Streukügelchen*

* Ich gebe in der Regel zwei Streukügelchen, nicht, weil ich eins für unzureichend halte, sondern, weil ich befürchte, daß bei dem Befeuchten derselben in Masse ein oder anderes könnte trocken, mithin unarzneilich geblieben sein.

und der Erfolg zeigte, daß meine Besorgnis nicht ungegründet gewesen war, indem nach 5 Tagen eine heftige Erstwirkung des alten Leidens und zugleich von dem oben verzeichneten Phosphor-Symptomen alle durch Sperrschrift ausgezeichnete und noch mehr der übrigen wieder zum Vorschein kamen. Indessen dauerte diese homöopathische Verschlimmerung nur kurze Zeit, und gleich darauf trat eine sichtliche Besserung ein, welche mit nur wenigen, einige Stunden langen Unterbrechungen, und mit Abnahme der Dauer und Heftigkeit der gewöhnlichen asthmatischen Anfälle, über drei Monate lang fortschritt.

Sonach war also Phosphor, welcher in den übergroßen, wenn auch im Vergleiche mit allopathischen Verordnungen unerhört kleinen Gaben so großen und dauernden Schaden gebracht hatte, als die am besten homöopathisch passende Arznei, hier immer noch das wahre Heilmittel und bewährte vollkommen dasjenige, was der scharfsinnige Vater der Homöopathie im ersten Bande seines Buchs "Über die chronischen Krankheiten" Seite 149 für solche Fälle gelehrt hatte.

Ich erwähne nun nur noch mit wenigen Worten, daß der Phosphor bis zu Ende der Kur das einzig angezeigte und Heilung befördernde Mittel blieb, bei dessen Fortgebrauch, jedesmal nach 3, 4 Monaten eine solche kleinste Gabe, und einem paar nöthig scheinenden Zwischengaben von Nux vom. und Hep. sulph. calc., beide in eben so hoher Verdünnung und gleich gemäßigter Gabe, ich nach anderthalb Jahren die große Freude erlebte, meinen Sohn von seinem, der Allöopathie durchaus unzugänglichem asthmatischen Brustübel so vollkommen und dauerhaft geheilt zu sehen, dass heute nicht die mindeste Spur mehr davon aufzufinden ist. Er kann sich jetzt jeder Anstrengung, wie Fußreisen, Jagden, Tanzen u.s.w. ungestraft unterziehen, er kann sich erhitzen, erkälten, in froher Gesellschaft ein Glas Wein über das gebührende Maaß trinken; dies Alles, was sonst sogleich den Ausbruch des Asthmas zur Folge hatte, schadet ihm nicht im Mindesten mehr. Selbst der eigenthümliche Habitus der asthmatischen Personen, die eingefallene Brust, die aufgezogenen Schultern, die vorgeneigte Haltung des Oberkörpers u.s.w., dies Alles hat sich im Verlaufe der Kur so gänzlich verloren, daß Niemand von denen, welche ihn jetzt erst sehen, glauben kann, daß er von Jugend auf an einem Uebel solcher Art gelitten hat.

Der vorurtheilsfreie Leser wird aus der vorstehenden, nur einen geringen Theil meiner zahlreichen Erfahrungen über die besprochenen drei Cautelen Hahnemann's enthaltenden Mittheilung leicht die Ueberzeugung gewinnen, daß ich alle mögliche Ursache hatte, an diesen, wie an mehren anderen, in neuerer Zeit vielfach verworfenen Lehren des erfahrenen Greises fest zuhalten. Ob andre, namentlich die sogenannten Spezifiker, gleich gewichtigen und haltbaren Grund für das Gegentheil haben, darüber können weder wir, noch sie, darüber muß allein die Nachwelt entscheiden, welche die Thatsachen in Massen einander gegenüber stellen kann. Nur so viel liegt klar am Tage, daß keine Ursache vorhanden ist, uns, die wir der ursprünglichen Lehre des großen Stifters der Homöopathie treu geblieben sind, darob mit Hohn und Spott zu verfolgen, und uns zuzumuthen, die Bahn der Abtrünnigen zu verfolgen, bevor diese ihre Vorzüglichkeit unwiderleglich erwiesen haben. Dagegen sind wir in unserem vollen Rechte, wenn wir kräftige Abwehr leisten, die Mängel unserer Widersacher mit gleicher Freimüthigkeit aufdecken, wie sie es thun, statt kecker Behauptungen Thatsachen fordern und verletzende Witze und schnöde Beleidigungen so lange ignorieren, als sie die Stelle von bündigen Beweisen vertreten sollen. Aber auch den offenen, ehrlichen Kampf für die Wahrheit wollen wir nicht scheuen, - für die Wahrheit, die eben nach solchen Kämpfen am deutlichsten hervortritt, - so lange wir die Ueberzeugung haben, daß sie auf unserer Seite ist. Daher rufe ich jedem Kämpfer den Wahlspruch des alten Meisters zu:   Ante sapere!

 

 
   
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Quelle: Bönninghausen, C.F.M.: "Drei Cautelen Hahnemanns". Dieser Artikel wurde 1844 in der Zeitschrift "Archiv für die homöopathische Heilkunst", Band 21, Heft 1, S. 69-113 veröffentlicht - hier ein Auszug davon.

 
  © Thomas Mickler zuletzt aktualisiert: 08.01.2005